10 März

Zeckenzeit ist immer! Klein und oho! Mythen, Gefahren und was du unbedingt wissen musst

Zecken sind nicht nur lästig, sondern können für Hunde lebensbedrohlich werden. Doch welche Schutzmaßnahmen helfen wirklich – und was ist nur ein Mythos? Hier erfährst du, welche Zeckenarten in Deutschland vorkommen, welche Krankheiten sie übertragen und welche Schutzmaßnahmen für deinen Hund sinnvoll sind.

Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland? Und wenn ja: Wann?

In Deutschland gibt es vor allem den Gemeinen Holzbock (schwarzer Kopf mit rostrot/bräunlichem Körper). Hat bestimmt jeder schon mal gesehen. Der Holzbock lebt gern an Wald- und Wegrändern, aber auch im Garten oder im Park.

Seit 2018/2019 breiten sich Auwaldzecken immer weiter aus (vor allem im Norden & Osten Deutschlands). Durch das Mitreisen im Zeckentaxi (auf anderen Hunden, im Urlaubskoffer, Auto, Tierschutztransporter oder Container) gelangen sie in neue Gebiete und sind mittlerweile in ganz Deutschland zu finden. Auwaldzecken haben einen gemusterten Körper (meist braun/grau; optisch-modern erinnert es an einen Leo-Print). Sie bevorzugen lichte Waldstücke, Wiesen in Waldnähe & Auen (also Wäldern in der Nähe von Seen und Flüssen, die regelmäßig überschwemmt werden). Durch ihre Anpassungsfähigkeit findet man Auwaldzecken aber auch in trockeneren Gebieten immer häufiger.

Und aus dem mediterranen Raum kommt uns die Hundszecke / braune Hundezecke entgegen (wie der Name schon sagt ist sie braun). Ihr Lebensraum sind trockene Gebiete – diese kleinen Tierchen haben aber überhaupt kein Problem damit im Haus zu leben und das ganzjährig. Sie verstecken sich unter Fußbodenleisten und warten, bis die „Zeit reif ist“, denn sie kommen ganz problemlos längere Perioden ohne Nahrung aus….

Fazit: Ihr seht schon, Zecken gibt es eigentlich überall – draußen und sogar drinnen!

Okay, aber doch nicht zu jeder Zeit…oder?

Tja…

Die Besonderheit der Auwaldzecke:

Diese kleinen Biester sind vor allem im Herbst & im Winter aktiv! Außerdem ist diese „Sorte“ robuster als ihre Verwandten und bereits (je nach Quelle) bei 0°C bis 4°C auf Wirtssuche.

Somit treiben diese kleinen Zecken-Wesen nicht nur im Frühling, im Sommer oder im Herbst, sondern das ganze Jahr über „Schindluder“ – auch im Winter!

Nicht zu vergessen: Durch die steigende Zahl an Hunden in unseren Haushalten und die Temperaturveränderungen (global) sind der Zecke auf ihrer Erfolgswelle immer mehr Türen offen – die Bedingungen für eine rasante Ausbreitung und ein gutes Leben sind ideal – aus Zeckenperspektive. Im neuen Habitat gibt es für die Einwanderer-Zecke nämlich (noch) keine natürlichen Feinde.

Welche Krankheiten übertragen Zecken auf Hunde?

Holzböcke, Auwaldzecken und Hundszecken können verschiedene Krankheiten übertragen, die – wenn sie ausbrechen – lebensgefährlich für deinen Hund sein können!

Darunter FSME (Hirnhautentzündung), Borreliose, Anaplasmose, Ehrlichiose, Babesiose (also Hundemalaria). Hört sich gefährlich an – ist es auch. Babesiose beispielsweise ist eine Infektionskrankheit, die die roten Blutkörperchen des Hundes befällt und den Hund von Innen zerstört. Nur mit Bluttransfusion kann überhaupt erst behandelt werden. Jeder 5te Hund überlebt die Babesiose leider nicht.

Wie erkenne ich Erkrankungen? Welche Symptome können auftreten?

Zeckenkrankheiten bei Hunden zeigen oft unspezifische Symptome. Falls dein Hund nach einem Zeckenbiss Fieber, Appetitlosigkeit oder Lethargie zeigt, solltest du sofort handeln. Hier erfährst du, welche Symptome auf eine Infektion hinweisen können (je nach Krankheit/Erreger können die Symptome unterschiedlich sein):

    • Abgeschlagenheit/Lethargie und Appetitlosigkeit/Gewichtsverlust
    • Hohes Fieber
    • Nasenbluten
    • Punkt-/Fleckenförmige Blutungen in der Haut
    • Blasse/gelb gefärbte Schleimhäute
    • Angeschwollene Lymphknoten
    • Ein aufgeblähter Bauch und geschwollene Beine
    • Durchfall und Erbrechen, blutiger/brauner Urin
    • Erhöhte Atemfrequenz / Atemnot / Konditionsverlust
    • Husten und verstärktes Trinkbedürfnis
    • Neurologische Ausfälle & Symptome wie Anfälle oder Bewegungsstörungen, Lähmungen

Bitte bring deinen Hund umgehend zum Tierarzt/in die Klinik, sollte er unter diesen Symptomen leiden!

Wie kann ich meinen Hund vor Zecken schützen?

Das Allererste ist: Deinen Hund nach jedem Spaziergang absuchen und/oder durchkämmen und die Zecken zu entfernen. (Vielleicht kuckt ihr auch mal, ob sich eine Zecke bei euch selbst verirrt hat.) Umso früher ihr die Zecken entfernt, desto geringer die Chance der Krankheitsübertragung. Beobachtet die Stelle, an der die Zecke (mitsamt Kopfwerkzeugen) entfernt wurde, gerne auch länger als 2 Tage.

Lieblingsplätze der Zecken sind vor allem der Kopfbereich (Augen, Maul, Lefzen, Ohren), Hals, Achseln, Pfoten, Leistengegend oder zwischen den Zehen (aber auch überall anders am Hund können sich die Kleinen rumtreiben).

Deswegen ist es wichtig, dass dein Hund sich überall von dir anfassen & untersuchen lässt. Sowas kann man ganz bequem auf der Couch oder in Schmuseeinheiten am Abend nebenbei üben. Oder dem Hund unterstützend mit dem richtigen Training (Medical Train) beibringen, damit im „Ernstfall“ solche Untersuchungen, die ein gewisses Maß an Manipulation und Unannehmlichkeiten mit sich bringen können für den Hund „normal“ oder sogar schön sind.

Welche Mittel & Schutzmaßnahmen gibt es und welche sind sinnvoll?

Es ist mittlerweile ein Dschungel an Angeboten für Mittelchen, Ölen, Halsbändern und und und…. Ich kann euch hier nur einige Auflisten und meine ganz persönliche Meinung dazu wieder geben. Selbstverständlich kann und soll jede*r das individuell für sich und seinen Hund entscheiden – ich gebe hier nur eine Empfehlung:

Natürlicher Zeckenschutz

Knoblauch- & Kokosöl helfen – beschränkt & auf einen kurzen Zeitraum, wenn sie gut verteilt sind. Man müsste also vor jedem Spaziergang den Hund in Kokosöl „baden“ (also wirklich an allen Stellen einschmieren). Mir wäre das zu anstrengend und zu fettig… Knoblauch ist für Hunde in zu hoher Konzentration giftig und kann zu Blutarmut führen.

Schwarzkümmelöl wird innerlich angewandt. Es kann bei Überdosierung toxisch wirken (Leber, Niere). Bei trächtigen Hündinnen und Hunden mit Leberproblemen rate ich dringend von der Gabe von Schwarzkümmelöl ab.

Ätherische Öle sind für Hundenasen anstrengend. Teebaumöl z.B. kann bei zu häufiger Verwendung auch zu Vergiftungserscheinungen führen.

Für Bernsteinketten oder EM-Halsbänder gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis/Studien, die die Wirkung belegen.

Fakt ist, Zecken nehmen über das sog. Hallersche Organ Stoffe wie Buttersäure, Ammoniak und Kohlendioxid sowie Körperwärme wahr. Bernstein kann eine Zecke also nicht „riechen“ bzw. wahrnehmen.

Oft wird mir von Kund*innen berichtet, dass das Bernsteinhalsband wirklich wirkt. Hierzu ein kleiner Denkanstoß: Zecken durchlaufen verschiedene Lebenszyklen (Ei – sechsbeinige Larve – achtbeinigen Nymphe – erwachsene Zecke) und dabei benötigt die Zecke auch verschiedene Wirte. Es kann also sein, dass man im Frühling das Bernsteinhalsband anlegt, die Population der adulten Zecken sinkt zyklusbedingt (Eier, Larven) („schau an das Halsband wirkt“) und im späteren Sommer/Herbst sind erst wieder Zecken bzw. Nymphen aktiv. Es könnte also ein Zufall sein …

Finger weg bitte von kolloidalem Silber – das ist ein sog. alternatives Mittel. Eigentlich wird es hauptsächlich zur Desinfektion von Wunden verwendet und ist nicht ganz ungefährlich; dennoch höre ich es im Zusammenhang mit Zecken immer öfter. Ich rate davon aber strikt ab.

Der Markt ist voll mit „Alternativen“, Trends oder neuen „Premium-Produkten“. Solltest du überlegen oder unsicher sein: Bitte frage den Tierarzt deines Vertrauens.

Chemische Präparate wie Frontline, Bravecto & Co.

Ich persönlich greife zu diesen Produkten und kann dir auch erklären, warum:

Die Wirkstoffe in chemischen Mitteln wirken gezielt auf den Organismus des Parasiten – also Zecken und Milben, nicht auf den Hund! Die Wirkstoffe zirkulieren durchs Blut des Hundes, bis sie abgebaut werden – und Schutz herrscht überall da, wo die Zecke beißt und somit bevor gefährliche Krankheiten übertragen werden können.

Die Risiken und Gefahren von schweren Krankheitsverläufen bedeuten für unsere Hunde unglaublich viel Leid (Organversagen, das Blut baut sich ab); sie leiden über Tage, Wochen oder Monate! Eine Tierklinik kostet so viel Geld, Energie, Schmerz, Leid, Nerven…

Bei Babesiose hilft nur eine sofortige Bluttransfusion. Und das nicht, um den Hund zu heilen, sondern ihn am Leben zu erhalten, damit er überhaupt behandelt werden kann.

Die Chemie, die wir einsetzen müssen, um den Hund bei Erkrankungen zu behandeln, ist viel extremer als durch die Prävention.

Mit Sicherheit können Frontline, Bravecto und & Co. auch Nebenwirkungen haben (z.B. könnte sich die Haut entzünden). Aber ist eine Salbe für ein paar Tage nicht das kleinere Übel? Oder das Präparat zu wechseln?

Das Risiko, dass die Krankheiten eines Zeckenbisses mit sich bringen, ist enorm. Und ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: An chemischen Mitteln sterben sicher weniger Hunde.

Fazit

Zeckenschutz ist keine Frage der Jahreszeit – sondern ein ganzjähriges Thema. Ob nun natürliche oder chemische Mittel: Die Entscheidung sollte immer im Sinne der Gesundheit deines Hundes getroffen werden.

Ich persönlich setze auf chemische Präparate, weil sie für mich den besten Schutz bieten. Ich vertraue meinen Tierärzten & möchte mir und vor allem meinem Hund unnötigen Stress, Schmerz oder einem viel zu frühen Abschied ersparen.

Meine Empfehlung: Informiere Dich, sprich mit deinem Tierarzt und findet gemeinsam die beste Lösung für Euch, aber entscheidet im Sinne eures Hundes.